Fiat Punto Reparaturanleitung | Bremsanlage

Bremsanlage

  1. Hauptbremszyiinder
  2. Bremskraftverstärker
  3. Abs-einheit
  4. Bremsleitung
  5. Bremsflüssigkeitsbehälter
  6. Handbremse
  7. Handbrems- seilzüge

Das bremssystem besteht aus dem hauptbremszylinder-1- mit bremskraftverstärker - 2 - , einer nachgeschalteten abseinheit - 3 - und den radbremsen für die vorder- und hinterräder.

Das hydraulische bremssystem ist in zwei voneinander unabhängige kreise - 4 - aufgeteilt, die diagonal wirken.

Ein bremskreis arbeitet vorn rechts und hinten links, der zweite vorn links und hinten rechts. Dadurch kann bei ausfall eines bremskreises, zum beispiel durch undichtigkeit, das fahrzeug über den anderen bremskreis zum stehen gebracht werden. Der druck für beide bremskreise wird im tandem-hauptbremszylinder über das bremspedal aufgebaut.

Der bremsflüssigkeitsbehälter - 5 - befindet sich im motorraum über dem hauptbremszylinder, der auf der linken seite vor der spritzwand angebracht ist. Er versorgt das ganze bremssystem mit bremsflüssigkeit. Sinkt die füllmenge des behälters unter die min-marke ab, wird dies dem fahrer durch eine brems-wamleuchte im kombiinstrument angezeigt.

Es ist dann umgehend zu überprüfen, worauf der verlust der bremsflüssigkeit zurückzuführen ist.

Der bremskraftverstärker speichert beim benzinmotor einen teil des vom motor erzeugten ansaug-unterdruckes. Beim betätigen des bremspedals wird dann die pedalkraft durch den unterdruck verstärkt. Da beim dieselmotor der ansaug- unterdruck nicht vorhanden ist, erzeugt eine vakuumpumpe den unterdruck für den bremskraftverstärker. Die vakuumpumpe ist links am zylinderkopf angeflanscht und wird durch die nockenwelle angetrieben.

Der punto ist an der vorderachse mit scheibenbremsen und an der hinterachse mit trommelbremsen ausgestattet.

Fahrzeuge mit dem 1,8-liter-benzinmotor haben auch an der hinterachse scheibenbremsen. Die scheibenbremsen besitzen einen faustsattel. Beim faustsattel wird nur ein kolben benötigt, um beide bremsbeläge gegen die bremsscheibe zu drücken.

Sowohl der 1,8-liter-benzinmotor als auch der dieselmotor sind an der vorderachse zur erhöhung der bremswirkung mit innenbelüfteten bremsscheiben ausgestattet.

Die handbremse - 6 - wirkt über seilzüge - 7 - auf die hinterräder.

Die bremsbeläge der hinterräder stellen sich automatisch nach, so dass eine einstellung der handbremse nur selten vorgenommen werden muss, zum beispiel nach einer reparatur.

Sicherheitshinweis

Das arbeiten an der bremsanlage erfordert peinliche sauberkeit und exakte arbeitsweise. Falls die nötige arbeitserfahrung fehlt, sollten die arbeiten an der bremse von einer fachwerkstatt durchgeführt werden.

Hinweis: auf stark regennassen fahrbahnen sollte während des fahrens die bremse von zeit zu zeit betätigt werden, um die bremsscheiben von rückständen zu befreien. Durch die zentrifugalkraft während der fahrt wird zwar das wasser von den bremsscheiben geschleudert, doch bleibt teilweise ein dünner film von gummiabrieb, fett und verschmutzungen zurück, der das ansprechen der bremse vermindert.

Eingebrannter schmutz auf den bremsbelägen und zugesetzte regennuten in den bremsbelägen führen zur riefenbildung auf den bremsscheiben. Dadurch kann eine verminderte bremswirkung eintreten.

Sicherheitshinweis

Beim reinigen der bremsanlage fällt bremsstaub an.

Dieser staub kann zu gesundheitlichen schäden führen.

Deshalb beim reinigen der bremsanlage darauf achten, dass der bremsstaub nicht eingeatmet wird.

Abs

Das abs (abs=anti-blockier-system) verhindert bei scharfem bremsen ein blockieren der räder. Dadurch bleibt das fahrzeug auch während des bremsvorgangs lenkbar. Das abs-steuergerät empfängt drehzahlsignale von den radsensoren, die an allen 4 rädern angebracht sind. Sollte ein rad zum blockieren neigen, wird dies vom betreffenden sensor registriert und an das steuergerät gemeldet. Daraufhin wird der bremsdruck am betreffenden rad vermindert, damit es nicht blockiert. Dieser vorgang wiederholt sich bei scharfem bremsen so lange, bis das bremspedal zurückgenommen wird, beziehungsweise bis kurz vor stillstand des fahrzeuges.

Bei einer störung im anti-blockier-system leuchtet die orangefarbene abs-kontrollleuchte im kombiinstrument. Dann ist das abs nicht mehr aktiviert, das normale bremssystem ist weiterhin in funktion. Leuchtet die abs-kontrollleuchte während der fahrt auf, folgende punkte beachten:

  • Fahrzeug anhalten, motor abstellen und wieder starten.
  • Batteriespannung prüfen. Wenn die spannung unter 10 volt liegt, batterie laden.
  • Prüfen, ob die batterieklemmen richtig festgezogen sind und einwandfreien kontakt haben.
  • Fahrzeug aufbocken, räder abnehmen, elektrische leitungen zu den drehzahlfühlern an allen vier rädern auf äußere beschädigungen (scheuerstellen) prüfen.

Achtung: vor schweißarbeiten mit einem elektrischen schweißgerät muss der stecker vom abs-steuergerät abgezogen werden.

Ebd

Die elektronische bremskraftverteilung (ebd=electronic brake distributor) regelt mittels abs-hydraulik die bremskraft an den hinterrädern. Da die elektronische ebd-steuerung wesentlich sensibler arbeitet als ein mechanisch wirkender bremskraftregler, wird ein deutlich größerer regelbereich ausgenutzt. Bei geradeausfahrt wird die hinterradbremse voll an der bremsleistung beteiligt. Um auch bei kurvenbremsungen die fahrstabilität zu gewährleisten, muss der bremskraftanteil der hinterachse reduziert werden. Über die abs-drehzahlsensoren erkennt die ebd, ob das fahrzeug geradeaus oder durch eine kurve fährt. Bei kurvenfahrt wird der bremsdruck für die hinterräder reduziert. Dadurch können die hinterräder die maximale seitenführungskraft aufbringen.

Eine störung im ebd-system bei laufendem motor wird durch gleichzeitiges aufleuchten der abs-kontrollleuchte und der roten warnleuchte angezeigt.

Tcs

Der 1,8-liter-motor ist serienmäßig mit der elektronischen antriebs-schlupf-regelung (asr oder tcs=traction control system) ausgestattet. Dabei werden beim anfahren durchdrehende räder abgebremst und das antriebsdrehmoment auf "greifende" räder umgelenkt. Das elektronische system kontrolliert den schlupf der zum durchdrehen neigenden räder und baut sofort den richtigen bremsdruck an den betroffenen rädern auf. Dadurch wird immer die maximal übertragbare antriebskraft der greifenden räder genutzt.

Die tcs-kontrollleuchte (orangefarbenes reifensymbol) im kombiinstrument blinkt, wenn ein rad die schlupfgrenze erreicht hat und zeigt mit dauerlicht eine störung im system an. Über einen schalter in der mittelkonsole lässt sich die antriebs-schlupf-regelung abschalten, dann leuchtet die tcs-kontrollleuchte ebenfalls.

Achtung: bei fahrbahnen mit sand, kies oder im tiefschnee sowie bei schneekettenbetrieb kann es von vorteil sein, mit höherem antriebsschlupf zu fahren, die traktionskontrolle also abzuschalten.

Sicherheitshinweise:

Wenn während der fahrt die rote warnleuchte für die bremsanlage (symbol: ausrufezeichen) aufleuchtet, sofort anhalten und ursache feststellen: zu wenig bremsflüssigkeit oder angezogene handbremse.

Bei einer störung von ebd während der fahrt (rote warnleuchte und abs-kontrollleuchte) sofort langsam und vorsichtig zu einer fachwerkstatt fahren.

Bei einer störung von abs oder tcs baldmöglichst eine fachwerkstatt aufsuchen.

Prüfen

  • Gleitführungen und sitz der beläge am bremssattelträger mit weichmetall-drahtbürste sowie bremsscheibe mit einem lappen und spiritus reinigen. Keine mineralölhaltigen lösungsmittel oder scharfkantigen werkzeuge verwenden.

Achtung: zum reinigen der bremse ausschließlich spiritus verwenden.

  • Vor einbau der beläge die bremsscheibe durch abtasten mit den fingern auf riefen untersuchen. Riefige bremsscheiben können abgedreht werden (werkstattarbeit), sofern sie noch eine ausreichende dicke aufweisen, sonst ersetzen.
  • Bremsscheibendicke messen, siehe in kapitel "bremsscheibe prüfen".
  • Befestigungsklammer auf beschädigungen überprüfen, gegebenenfalls durch neue ersetzen.
  • Kolbenmanschette für bremskolben auf anrisse prüfen.

    Eine beschädigte kolbenmanschette umgehend ersetzen lassen, da eingedrungener schmutz schnell zu undichtigkeiten des bremssattels führt. Der bremssattel muss hierzu zerlegt werden (werkstattarbeit).

  • Überprüfen, ob bremsflüssigkeit rund um den bremskolben austritt. Zustand und sitz der kolbenkappe überprüfen.

    Gegebenenfalls bremssattel von einer fachwerkstatt überholen lassen oder erneuern.

  • Staubmanschetten über den führungsstiften des bremssattels ebenfalls prüfen und bei beschädigung ersetzen.

Achtung: bei hohem bremsbelagverschleiß leichtgängigkeit des kolbens prüfen. Dazu einen holzklotz in den bremssattel einsetzen und durch einen helfer langsam auf das bremspedal treten lassen. Der bremskolben muss sich leicht heraus- und hineindrücken lassen. Zur prüfung muss der andere bremssattel eingebaut sein. Darauf achten, dass der bremskolben nicht ganz herausgedrückt wird. Bei schwergängigem kolben bremssattel instand setzen lassen (werkstattarbeit).

Einbau

Bremsanlage

  • Bremskolben mit rücksetzvorrichtung zurückdrücken. Es geht auch mit einem hartholzstab (hammerstiel), dabei jedoch besonders darauf achten, dass der kolben nicht verkantet wird und kolbenkappe sowie kolbenmanschette nicht beschädigt werden.

Achtung: beim zurückdrücken des kolbens wird bremsflüssigkeit aus dem bremszylinder in den ausgleichbehälter gedrückt.

Flüssigkeit im behälter beobachten, eventuell bremsflüssigkeit mit einem saugheber absaugen.

Sicherheitshinweis

Zum absaugen eine entlüfter- oder plastikflasche verwenden, die nur mit bremsflüssigkeit in berührung kommt. Keine trinkflaschen verwenden! Bremsflüssigkeit ist giftig und darf auf gar keinen fall mit dem mund über einen schlauch abgesaugt werden. Saugheber verwenden. Auch nach dem belagwechsel darf die max-marke am bremsflüssigkeitsbehälter nicht überschritten werden, da sich die flüssigkeit bei erwärmung ausdehnt. Ausgelaufene bremsflüssigkeit läuft am hauptbremszylinder herunter, zerstört den lack und führt zur rostbildung.

  • Bremsbeläge in den bremssattel einsetzen.
  • Bremssattel einbauen, siehe entsprechendes kapitel.
  • Vorderräder so ansetzen, dass die beim ausbau angebrachten markierungen übereinstimmen. Vorher zentriersitz der felge an der radnabe mit wälzlagerfett dünn einfetten. Radschrauben nicht fetten oder ölen. Korrodierte radschrauben erneuern. Vorderräder anschrauben.

    Fahrzeug ablassen und radschrauben über kreuz mit 100 nm festziehen.

Achtung: bremspedal im stand mehrmals kräftig niedertreten, bis fester widerstand spürbar ist. Dadurch legen sich die bremsklötze an die bremsscheiben an und nehmen einen dem betriebszustand entsprechenden sitz ein.

  • Bremsflüssigkeitsstand im ausgleichbehälter prüfen, gegebenenfalls bis zur max-marke auffüllen.
  • Neue bremsbeläge vorsichtig einbremsen. Dazu fahrzeug mehrmals von ca. 80 Km/h auf 40 km/h mit geringem pedaldruck abbremsen. Dazwischen bremse etwas abkühlen lassen. Während einer fahrtstrecke von rund 200 km unnötige vollbremsungen vermeiden.

Hinweis: bremsbeläge müssen in einigen gemeinden als sondermüll entsorgt werden. Die örtlichen behörden geben darüber auskunft, ob auch eine entsorgung über den hausmüllähnlichen gewerbemüll zulässig ist.

Achtung, sicherheitskontrolle durchführen:

  • Sind die bremsschläuche festgezogen?
  • Befindet sich der bremsschlauch in der halterung?
  • Sind die entlüftungsschrauben angezogen?
  • Ist genügend bremsflüssigkeit eingefüllt?
  • Bei laufendem motor dichtheitskontrolle durchführen.

    Hierzu bremspedal mit 200 bis 300 n (entspricht 20 bis 30 kg) etwa 10 sekunden betätigen. Das bremspedal darf nicht nachgeben. Sämtliche anschlüsse auf dichtheit kontrollieren.

Technische daten bremsanlage

Technische daten bremsanlage

Technische daten bremsanlage

1) Ohne rückenplatte.

Siehe auch:

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